Geschichte
Geschichte der Marienkirche
1. Kirche (Holzbau)
um 800 Petruskirche zu Westerstede im Winkel (heute Westerburg) etwa im Jahr 1000 von Wikingern zerstört, 1100 neu errichtet. Standort: auf Böhmers Grundstück, beim heute noch existierenden kleinen Friedhof.
2. Kirche (Steinbau)
1268 in Wardenburg zum erstenmal erwähnt als Kapelle "unserer liebe Frau zur Wardenburg". Gründer waren vermutlich die Ritter zu Westerholt. 1327 wird erstmals ein Hochaltar der Jungfrau Maria erwähnt. 1388 wird zum erstenmal ein holzgeschnitztes Bild der Mutter Gottes mit dem Christuskind erwähnt. (Siehe Siegel der Kirche zu Wardenburg von 1397/1485/1500). Das Bild soll Wunder getan haben. So wurde die Kapelle zu Wardenburg zur Wallfahrtskirche. Durch Spenden führte dies im Laufe der Jahrhunderte zu Reichtum; die Kirche wuchs bis zur dreischiffigen Basilika.
1517 (Beginn der Reformation) berichtet ein Wanderer, der von Oldenburg nach Vechta ging, dass in Wardenburg eine große Kirche mit weitleuchtendem Kupferdach stünde. Bereits 1524 wurde die erste evangelische Predigt in Wardenburg gehalten. Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhundert wurden die Predigten in plattdeutsch gehalten. 1538 im Krieg zwischen dem Grafen von Oldenburg und dem Bischof von Münster (die Münstersche Fehde) brannte die Marienkirche bis auf das südliche Schiff ab. Was noch vorhanden war, wurde geplündert. Erst 1578 wurde der Restrumpf restauriert, u.a. die heutige Nordseite neu aufgezogen. Vor der heutigen Apsis befinden sich rechts und links noch alte Mauern der früheren großen Kirche. Heute noch zu sehen: Über der Südtür innen Überreste eines Rundbogens, auch hinter der Orgel, ein Gewölberest, d.h., dass die große Kirche einst ein Tonnengewölbe hatte. Der 1578 reparierte Bau verfiel im Laufe der nächsten Jahrhunderte: Im 30-jährigen Krieg benutzten Tillys Horden 1625 die Kirche als Pferdestall. 1648 wurden 9 neue Fenster eingesetzt. 1660 wurde das Kirchdach und 1703 der Kirchturm durch Sturm schwer beschädigt.
Das Marienbild ist im Inventarverzeichnis von 1774 noch vorhanden (Stark beschädigt durch Holzwurm), im Verzeichnis von 1794 nicht mehr aufgeführt. (Vermutlich 1793 bei Renovierungsarbeiten entfernt.) Magdalene Früstück (frühere Organistin der Marienkirche) stiftete vor einigen Jahren eine Marienstatue, die sich heute an der Westwand befindet. Sie wurde nach einem Holzrelief der Gottesmutter, das sich in der Kirche zu Altenesch befindet, gefertigt.
Menschenhand: Fund bei Restaurierungsarbeiten 1958/60. 1737 wurde eine neue Orgelempore gebaut, d.h. neue Unterzüge eingebaut. In alten Unterzügenischen wurde 1958 eine sehr gut erhaltene Menschenhand gefunden (wahrscheinlich ein Berufsunfall). Einige Tage an der frische Luft bewirkten beginnenden Verfall. Die Hand wurde umgehend an der gleichen Stelle mit einem Fundbericht (in Flasche) wieder eingemauert. Die Stelle ist an der Außenmauer schräg links über der nördlichen Eingangstür durch ein Kreuz markiert.
Orgel: Zu Beginn des 16. Jahrhundert befand sich bereits eine Orgel in Wardenburg. Die zweite Orgel (Barock) baute Orgelbauer Johann-Dietrich Busch (Schüler von Arp Schnitger) 1737 ca. 1000 Pfeifen. (Die unteren sind älter als 1737). Diese Orgel - mehrmals restauriert - ist inzwischen über 260 Jahre alt und immer noch in Gebrauch.
Die heutige Kirche ist nur ein langer Schlauch, ein Kirchentorso. Restaurierung 1958/60: Aus Lichtgründen wurde die Südempore abgerissen (Der Raum wirkt dadurch asymmetrisch), die südlichen Fenster wurden nach unten verlängert. Die an der Ostwand vorhandene Sakristei wurde abgerissen (sie war auch von außen begehbar). Die 3 Glocken aus dem alten Glockenturm "wanderten" in den Kirchturm.
Altar: 2 Leuchter, wurden im Jahr 1817 von einem frommen Verein anläßlich 300 Reformation gestiftet. 2 bunte Kirchenfenster in der Ostwand: 1933 gestiftet von Auswanderern (links: Joh. Schierhold "Die Taufe", rechts: Barelmann "Das Abendmahl").
Kreuz: Werk von Peter Lehmann aus Bissel. Kein Karfreitagskreuz, sondern ein Osterkreuz = Auferstehung. Die Arme sind nicht mehr am Kreuz befestigt, der Kopf ist erhoben.
Taufstein: 1923 auf dem Platz der alten Burg gefunden, die 1288 zerstört wurde. 1928 durch Pastor Rodenbrock zum Taufbecken erhoben.
Gedenktafeln: Innen Südseite Krieg 1870/71, Außen Südseite Krieg 1914/18, Innen Familie Dorgeloh/von Rahden aus Gut Höven.
Das Kirchenarchiv fiel einem Brand des Pfarrhauses 1806 größtenteils zum Opfer.
Restaurierung der Marienkirche im Außenbereich
2012 wurde der Außenbereich der Marienkirche, unter der Leitung des Architektenbüro Angelis & Partner, umfassend Restauriert.
In historischen Unterlagen von 1907 wird die Marienkirche wie folgt beschrieben[1]:
Die jetzige Kirche (Abb. 55) ist einschiffig im Innern 25,60m lang, im westlichen Teile 9,15m, im östlichen Teile 9,51m breit. Letzterer ist 1578 mit schwächeren Mauern angebaut.
Äußeres und Inneres der aus Backstein erbauten Kirche sind durchaus einfach und schmucklos. Die im Innern noch erhaltenen Spitzbogenfenster sind außen grade angelegt. An Stelle des an den Diensten und den Schildbogen noch erkennbaren Gewölbes ist eine flache Holzdecke eingefügt.
Der Altar aus dem Jahre 1793 sowie die Kanzel sind ohne Wert. Vor der unbedeutenden kleinen Orgel ist ein Teil der alten Emporenbrüstung von besserer Arbeit erhalten.
Zur Baugeschichte der Kirche heißt es in der Untersuchungsberichten zur Renovierung[2]:
Im Jahr 1268 wird eine "Kapelle Unserer lieben Frau zu Wardenburg“ erwähnt. Als Patronatsherren werden 1320 die Herren von Westerholte aufgeführt. Im Anschluss wurde das Patronat jedoch vom Kloster Bersenbrück abgelöst. 1388 wird erstmals ein Marienaltar erwähnt – ein Umstand, der entscheidend für die Wardenburger Kirche als Wallfahrtsort ist. Weitere Altäre werden 1361 (Johannes Evangelist), 1364 (Philippus/Jakobus), 1485 (St. Nikolaus) und 1492 (St. Anna) genannt.
Während der Münsterschen Fehde wurde die Kirche 1538 zerstört. Laut des Theologen und Historikers Hermann Hamelmann (1526-1595) war die zerstörte Kirche in Kreuzform gebaut und größer als der Nachfolgebau. Zudem sei sie mit einem Kupferdach gedeckt gewesen. Im Jahr 1578 erfolgte der Wiederaufbau der Kirche unter Nutzung von vorhandenen Resten des Vorgängerbaus im Westen. Hinsichtlich Größe und Bauschmuck stand der Neubau jedoch der Vorgängerkirche nach.
Im Zuge der Reformation ging der Charakter der Kapelle als Wallfahrtskirche allmählich verloren. Sie wurde jedoch als bedeutendere der beiden Kirchen im Westersteder Sprengel zur Pfarrkirche erhoben. Die Mutterkirche in Westerstede-Westerburg wurde aufgegeben, da 1579 nur noch von einer Kirche in Wardenburg die Rede ist. 1623 findet die Wardenburger Kirche erneut Erwähnung, als Tillysche Kriegsleute das Gotteshaus beschädigen. Während in den 1860er Jahren im Ostteil der Kirche ein Treppenhaus gebaut wird, finden im 19. Jahrhundert Umbauten im neugotischen Stil statt. In den Jahren 1959 und 1960 wurde das Kirchenschiff nach Osten verlängert. Dabei wurde das Chorpolygon von 1578 zerstört. Der neue Chor wurde zudem unterkellert. Ebenfalls errichtete man 1959/1960 einen neuen als Glockenturm konzipierten Westturm. Dieser wurde 1987 zusätzlich verblendet. Schließlich wäre noch die Außenrenovierung des Kirchenschiffes in den Jahren 2011 und 2012 zu nennen. Das Kirchenschiff wurde dabei mit einer roten Zementschlämme farbig gefasst.
Die heutige, einschiffige, schmucklose Backsteinkirche ist 25,60 m lang sowie 9,15 m im Westen und 9,51 m im Osten breit. Im Inneren der Kirche findet sich eine Holzbalkendecke. Es sind jedoch auch Abbruchkanten von Gewölben sichtbar, auf die auch die beiden noch erhaltenen Strebepfeiler im Westen der Kirche verweisen.
Untersuchung und Vermessung
Während der Untersuchung und Vermessung des gesamten Kirchenbaus, am 14. und 27.04.2012, wurden die ursprünglichen Fundamente aus bis zu 1m großen Findlingen im Nordwesten, und aus Backsteinen wiederentdeckt. Auch die Südmauer des Kirchenschiffs ruht auf einem Fundament aus Findlingen.
Bei den entdeckten Resten von Strebepfeilerfundamenten war man sich aber nicht sicher, ob es sich dabei nicht auch um die Reste eines ehemaligen Querhauses der Kirche handelt. Zumal westlich des Südeinganges vor dem Fundament eine in Sand gelegte Backsteinsetzung gefunden wurde. Das Findlingsfundament ist durchgängig mit Backsteinen bzw. Backsteinbruchstücken ergänzt. Die im Fundament genutzten Boden- und Dachziegelbruchstücke verweisen, laut der Vermesser, auf einen Vorgängerbau hin, dessen Bestandteile für das Fundament der neuen gotischen Kirche verwendet wurden. Für den genauen Standort des Vorgängerbaus wurden allerdings keine Hinweise gefunden.
An das Findlings-Backstein-Fundament schließen sich nach Süden zwei eckige Backsteinkonstruktionen an. Dabei besteht die westliche Konstruktion aus einem Weichschalenmauerwerk. Während außen jeweils eine Backsteinlage vorliegt, ist der Zwischenraum mit faust- bis kopfgroßen Feldsteinen und Ziegelbruch ausgefüllt. Darüber wurden im 19. Jahrhundert ein Sockel und ein Grabstein für die Verstorbenen des Deutsch-Französischen Krieges (1870/1871) angebracht. Von der östlichen Konstruktion ist nur noch die Hälfte vorhanden. Diese Funde stellen die Fundamente ehemaliger Strebepfeiler dar. Diese waren notwendig, um das Gewölbe im Inneren der Kirche, von dem heute noch Abbruchkanten sichtbar sind, zu stützen. Zwei Strebepfeiler sind noch im Westen der Kirche nahe des Turms vollständig erhalten.
Nach der Freilegung und Dokumentation einer Findlingssetzung im Nordgraben, stellte sich die Frage, ob es sich um ein weiteres Strebepfeilerfundament handelt oder um das Mauerfundament eines ehemaligen Querhauses.
Nicht unerwähnt bleiben sollen vier Findlinge im Osten des Nordgrabens, die vor dem eigentlichen Kirchenfundament liegen. Vermutlich wurden sie aus dem Fundament entfernt, als man zu einem späteren Zeitpunkt eine Backsteinsetzung an diese Stelle setzte.
Mit dem Nachweis der Strebepfeilerfundamente sind für die ursprüngliche gotische Kirche mindestens zwei Joche nachgewiesen. Ein Querhaus kann anhand des archäologischen Befundes nicht mit Sicherheit bestätigt werden, ist aber zu vermuten. Der Vergleich von Grundrissen ähnlicher Zeitstellung und die Aussage Hamelmanns, dass hier einst eine Kreuzkirche stand, machen wahrscheinlich, dass es sich tatsächlich um die Reste von Querhausmauern handelt.
Diese Vermutung wurde im Rahmen der folgenden archäologischen Untersuchungen allerdings wiederlegt.
Nach allen Untersuchungen fertigte Dipl. Ing. Achim Knöfel die folgende Skizze, zum möglicherweise ursprünglichen Aussehen der Marienkirche, an:
Archäologische Funde
Da im Zuge der Dokumentation nicht weiter in den Boden eingegriffen wurde, war kein Fundmaterial zu erwarten. Es konnten aber im Aushub mehrere Funde geborgen werden, die allgemein dem Kirchenfundament zugewiesen wurden, aber nicht aus der Bauzeit stammen müssen. Dazu zählen mehrere Knochen, 1 Tierzahn, ein handgeschmiedeter Eisennagel, ein sechseckiger Glaszapfen, Dachziegelbruchstücke und Keramikscherben. Unter letzteren befand sich u.a. der Fuß eines mittelalterlichen Gefäßes (Grapen). Eine Keramikscherbe datiert, der Form des Randes nach, ins 12./13. Jahrhundert. Eine Wandscherbe ist ebenfalls dem Mittelalter zuzuweisen. Die aufgefundene Keramik wurde i.d.R. reduzierend gebrannt. Eine jüngere Scherbe unterlag einem oxidierenden Brennprozess. Schließlich ist noch eine glasierte Randscherbe zu nennen, die sich im Sand fand. Sie ist in die frühe Neuzeit zu datieren.
Wie bereits vermutet, wird das Dach der alten Kirche eines aus Ziegeln vom Schema Mönch-Nonne und nicht, wie es Hamelmann äußerte, aus Kupfer bestanden haben. Derartige Dachziegelbruchstücke fanden sich mehrfach im Aushub des Grabens. Die rote Dachziegelfarbe lässt auf eine oxidierende Brennweise schließen. Das Innere war jedoch i.d.R. gänzlich grau, was auf einen Brennprozess unter Sauerstoffabschluss (reduzierende Brennweise) schließen lässt. Demnach wurde beim Brennen der Ziegel erst am Ende des Vorgangs gezielt Sauerstoff zugeführt.
Ein im Ostteil der Kirche über den Fenstern sekundär vermauerter, kreuzförmiger Backstein wurde auch im Graben der nördlichen Mauer gefunden. Dabei fällt dort neben der besonderen Form auch eine mittig angebrachte Mulde auf, die erst nach dem Brand des Ziegels eingeschlagen worden ist. Möglicherweise war der Stein Bestandteil eines Fenstergewändes oder Pfeilers.
Die Fundstücke können im Foyer des Gemeindehauses an der Friedrichstraße besichtigt werden.
Kreuzförmiges Backsteinbruchstück
Dachziegelbruchstück
ein weiteres Dachziegelbruchstück
ein geschmiedeter Riegelhaken
Vermessungsplan mit eingepflegtem Kirchengrundriss
um 800 Petruskirche zu Westerstede im Winkel (heute Westerburg) etwa im Jahr 1000 von Wikingern zerstört, 1100 neu errichtet. Standort: auf Böhmers Grundstück, beim heute noch existierenden kleinen Friedhof.
2. Kirche (Steinbau)
1268 in Wardenburg zum erstenmal erwähnt als Kapelle "unserer liebe Frau zur Wardenburg". Gründer waren vermutlich die Ritter zu Westerholt. 1327 wird erstmals ein Hochaltar der Jungfrau Maria erwähnt. 1388 wird zum erstenmal ein holzgeschnitztes Bild der Mutter Gottes mit dem Christuskind erwähnt. (Siehe Siegel der Kirche zu Wardenburg von 1397/1485/1500). Das Bild soll Wunder getan haben. So wurde die Kapelle zu Wardenburg zur Wallfahrtskirche. Durch Spenden führte dies im Laufe der Jahrhunderte zu Reichtum; die Kirche wuchs bis zur dreischiffigen Basilika.
1517 (Beginn der Reformation) berichtet ein Wanderer, der von Oldenburg nach Vechta ging, dass in Wardenburg eine große Kirche mit weitleuchtendem Kupferdach stünde. Bereits 1524 wurde die erste evangelische Predigt in Wardenburg gehalten. Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhundert wurden die Predigten in plattdeutsch gehalten. 1538 im Krieg zwischen dem Grafen von Oldenburg und dem Bischof von Münster (die Münstersche Fehde) brannte die Marienkirche bis auf das südliche Schiff ab. Was noch vorhanden war, wurde geplündert. Erst 1578 wurde der Restrumpf restauriert, u.a. die heutige Nordseite neu aufgezogen. Vor der heutigen Apsis befinden sich rechts und links noch alte Mauern der früheren großen Kirche. Heute noch zu sehen: Über der Südtür innen Überreste eines Rundbogens, auch hinter der Orgel, ein Gewölberest, d.h., dass die große Kirche einst ein Tonnengewölbe hatte. Der 1578 reparierte Bau verfiel im Laufe der nächsten Jahrhunderte: Im 30-jährigen Krieg benutzten Tillys Horden 1625 die Kirche als Pferdestall. 1648 wurden 9 neue Fenster eingesetzt. 1660 wurde das Kirchdach und 1703 der Kirchturm durch Sturm schwer beschädigt.
Das Marienbild ist im Inventarverzeichnis von 1774 noch vorhanden (Stark beschädigt durch Holzwurm), im Verzeichnis von 1794 nicht mehr aufgeführt. (Vermutlich 1793 bei Renovierungsarbeiten entfernt.) Magdalene Früstück (frühere Organistin der Marienkirche) stiftete vor einigen Jahren eine Marienstatue, die sich heute an der Westwand befindet. Sie wurde nach einem Holzrelief der Gottesmutter, das sich in der Kirche zu Altenesch befindet, gefertigt.
Menschenhand: Fund bei Restaurierungsarbeiten 1958/60. 1737 wurde eine neue Orgelempore gebaut, d.h. neue Unterzüge eingebaut. In alten Unterzügenischen wurde 1958 eine sehr gut erhaltene Menschenhand gefunden (wahrscheinlich ein Berufsunfall). Einige Tage an der frische Luft bewirkten beginnenden Verfall. Die Hand wurde umgehend an der gleichen Stelle mit einem Fundbericht (in Flasche) wieder eingemauert. Die Stelle ist an der Außenmauer schräg links über der nördlichen Eingangstür durch ein Kreuz markiert.
Orgel: Zu Beginn des 16. Jahrhundert befand sich bereits eine Orgel in Wardenburg. Die zweite Orgel (Barock) baute Orgelbauer Johann-Dietrich Busch (Schüler von Arp Schnitger) 1737 ca. 1000 Pfeifen. (Die unteren sind älter als 1737). Diese Orgel - mehrmals restauriert - ist inzwischen über 260 Jahre alt und immer noch in Gebrauch.
Die heutige Kirche ist nur ein langer Schlauch, ein Kirchentorso. Restaurierung 1958/60: Aus Lichtgründen wurde die Südempore abgerissen (Der Raum wirkt dadurch asymmetrisch), die südlichen Fenster wurden nach unten verlängert. Die an der Ostwand vorhandene Sakristei wurde abgerissen (sie war auch von außen begehbar). Die 3 Glocken aus dem alten Glockenturm "wanderten" in den Kirchturm.
Altar: 2 Leuchter, wurden im Jahr 1817 von einem frommen Verein anläßlich 300 Reformation gestiftet. 2 bunte Kirchenfenster in der Ostwand: 1933 gestiftet von Auswanderern (links: Joh. Schierhold "Die Taufe", rechts: Barelmann "Das Abendmahl").
Kreuz: Werk von Peter Lehmann aus Bissel. Kein Karfreitagskreuz, sondern ein Osterkreuz = Auferstehung. Die Arme sind nicht mehr am Kreuz befestigt, der Kopf ist erhoben.
Taufstein: 1923 auf dem Platz der alten Burg gefunden, die 1288 zerstört wurde. 1928 durch Pastor Rodenbrock zum Taufbecken erhoben.
Gedenktafeln: Innen Südseite Krieg 1870/71, Außen Südseite Krieg 1914/18, Innen Familie Dorgeloh/von Rahden aus Gut Höven.
Das Kirchenarchiv fiel einem Brand des Pfarrhauses 1806 größtenteils zum Opfer.
Restaurierung der Marienkirche im Außenbereich
2012 wurde der Außenbereich der Marienkirche, unter der Leitung des Architektenbüro Angelis & Partner, umfassend Restauriert.
In historischen Unterlagen von 1907 wird die Marienkirche wie folgt beschrieben[1]:
Die jetzige Kirche (Abb. 55) ist einschiffig im Innern 25,60m lang, im westlichen Teile 9,15m, im östlichen Teile 9,51m breit. Letzterer ist 1578 mit schwächeren Mauern angebaut.
Äußeres und Inneres der aus Backstein erbauten Kirche sind durchaus einfach und schmucklos. Die im Innern noch erhaltenen Spitzbogenfenster sind außen grade angelegt. An Stelle des an den Diensten und den Schildbogen noch erkennbaren Gewölbes ist eine flache Holzdecke eingefügt.
Der Altar aus dem Jahre 1793 sowie die Kanzel sind ohne Wert. Vor der unbedeutenden kleinen Orgel ist ein Teil der alten Emporenbrüstung von besserer Arbeit erhalten.
Zur Baugeschichte der Kirche heißt es in der Untersuchungsberichten zur Renovierung[2]:
Im Jahr 1268 wird eine "Kapelle Unserer lieben Frau zu Wardenburg“ erwähnt. Als Patronatsherren werden 1320 die Herren von Westerholte aufgeführt. Im Anschluss wurde das Patronat jedoch vom Kloster Bersenbrück abgelöst. 1388 wird erstmals ein Marienaltar erwähnt – ein Umstand, der entscheidend für die Wardenburger Kirche als Wallfahrtsort ist. Weitere Altäre werden 1361 (Johannes Evangelist), 1364 (Philippus/Jakobus), 1485 (St. Nikolaus) und 1492 (St. Anna) genannt.
Während der Münsterschen Fehde wurde die Kirche 1538 zerstört. Laut des Theologen und Historikers Hermann Hamelmann (1526-1595) war die zerstörte Kirche in Kreuzform gebaut und größer als der Nachfolgebau. Zudem sei sie mit einem Kupferdach gedeckt gewesen. Im Jahr 1578 erfolgte der Wiederaufbau der Kirche unter Nutzung von vorhandenen Resten des Vorgängerbaus im Westen. Hinsichtlich Größe und Bauschmuck stand der Neubau jedoch der Vorgängerkirche nach.
Im Zuge der Reformation ging der Charakter der Kapelle als Wallfahrtskirche allmählich verloren. Sie wurde jedoch als bedeutendere der beiden Kirchen im Westersteder Sprengel zur Pfarrkirche erhoben. Die Mutterkirche in Westerstede-Westerburg wurde aufgegeben, da 1579 nur noch von einer Kirche in Wardenburg die Rede ist. 1623 findet die Wardenburger Kirche erneut Erwähnung, als Tillysche Kriegsleute das Gotteshaus beschädigen. Während in den 1860er Jahren im Ostteil der Kirche ein Treppenhaus gebaut wird, finden im 19. Jahrhundert Umbauten im neugotischen Stil statt. In den Jahren 1959 und 1960 wurde das Kirchenschiff nach Osten verlängert. Dabei wurde das Chorpolygon von 1578 zerstört. Der neue Chor wurde zudem unterkellert. Ebenfalls errichtete man 1959/1960 einen neuen als Glockenturm konzipierten Westturm. Dieser wurde 1987 zusätzlich verblendet. Schließlich wäre noch die Außenrenovierung des Kirchenschiffes in den Jahren 2011 und 2012 zu nennen. Das Kirchenschiff wurde dabei mit einer roten Zementschlämme farbig gefasst.
Die heutige, einschiffige, schmucklose Backsteinkirche ist 25,60 m lang sowie 9,15 m im Westen und 9,51 m im Osten breit. Im Inneren der Kirche findet sich eine Holzbalkendecke. Es sind jedoch auch Abbruchkanten von Gewölben sichtbar, auf die auch die beiden noch erhaltenen Strebepfeiler im Westen der Kirche verweisen.
Untersuchung und Vermessung
Während der Untersuchung und Vermessung des gesamten Kirchenbaus, am 14. und 27.04.2012, wurden die ursprünglichen Fundamente aus bis zu 1m großen Findlingen im Nordwesten, und aus Backsteinen wiederentdeckt. Auch die Südmauer des Kirchenschiffs ruht auf einem Fundament aus Findlingen.
Bei den entdeckten Resten von Strebepfeilerfundamenten war man sich aber nicht sicher, ob es sich dabei nicht auch um die Reste eines ehemaligen Querhauses der Kirche handelt. Zumal westlich des Südeinganges vor dem Fundament eine in Sand gelegte Backsteinsetzung gefunden wurde. Das Findlingsfundament ist durchgängig mit Backsteinen bzw. Backsteinbruchstücken ergänzt. Die im Fundament genutzten Boden- und Dachziegelbruchstücke verweisen, laut der Vermesser, auf einen Vorgängerbau hin, dessen Bestandteile für das Fundament der neuen gotischen Kirche verwendet wurden. Für den genauen Standort des Vorgängerbaus wurden allerdings keine Hinweise gefunden.
An das Findlings-Backstein-Fundament schließen sich nach Süden zwei eckige Backsteinkonstruktionen an. Dabei besteht die westliche Konstruktion aus einem Weichschalenmauerwerk. Während außen jeweils eine Backsteinlage vorliegt, ist der Zwischenraum mit faust- bis kopfgroßen Feldsteinen und Ziegelbruch ausgefüllt. Darüber wurden im 19. Jahrhundert ein Sockel und ein Grabstein für die Verstorbenen des Deutsch-Französischen Krieges (1870/1871) angebracht. Von der östlichen Konstruktion ist nur noch die Hälfte vorhanden. Diese Funde stellen die Fundamente ehemaliger Strebepfeiler dar. Diese waren notwendig, um das Gewölbe im Inneren der Kirche, von dem heute noch Abbruchkanten sichtbar sind, zu stützen. Zwei Strebepfeiler sind noch im Westen der Kirche nahe des Turms vollständig erhalten.
Nach der Freilegung und Dokumentation einer Findlingssetzung im Nordgraben, stellte sich die Frage, ob es sich um ein weiteres Strebepfeilerfundament handelt oder um das Mauerfundament eines ehemaligen Querhauses.
Nicht unerwähnt bleiben sollen vier Findlinge im Osten des Nordgrabens, die vor dem eigentlichen Kirchenfundament liegen. Vermutlich wurden sie aus dem Fundament entfernt, als man zu einem späteren Zeitpunkt eine Backsteinsetzung an diese Stelle setzte.
Mit dem Nachweis der Strebepfeilerfundamente sind für die ursprüngliche gotische Kirche mindestens zwei Joche nachgewiesen. Ein Querhaus kann anhand des archäologischen Befundes nicht mit Sicherheit bestätigt werden, ist aber zu vermuten. Der Vergleich von Grundrissen ähnlicher Zeitstellung und die Aussage Hamelmanns, dass hier einst eine Kreuzkirche stand, machen wahrscheinlich, dass es sich tatsächlich um die Reste von Querhausmauern handelt.
Diese Vermutung wurde im Rahmen der folgenden archäologischen Untersuchungen allerdings wiederlegt.
Nach allen Untersuchungen fertigte Dipl. Ing. Achim Knöfel die folgende Skizze, zum möglicherweise ursprünglichen Aussehen der Marienkirche, an:
Archäologische Funde
Da im Zuge der Dokumentation nicht weiter in den Boden eingegriffen wurde, war kein Fundmaterial zu erwarten. Es konnten aber im Aushub mehrere Funde geborgen werden, die allgemein dem Kirchenfundament zugewiesen wurden, aber nicht aus der Bauzeit stammen müssen. Dazu zählen mehrere Knochen, 1 Tierzahn, ein handgeschmiedeter Eisennagel, ein sechseckiger Glaszapfen, Dachziegelbruchstücke und Keramikscherben. Unter letzteren befand sich u.a. der Fuß eines mittelalterlichen Gefäßes (Grapen). Eine Keramikscherbe datiert, der Form des Randes nach, ins 12./13. Jahrhundert. Eine Wandscherbe ist ebenfalls dem Mittelalter zuzuweisen. Die aufgefundene Keramik wurde i.d.R. reduzierend gebrannt. Eine jüngere Scherbe unterlag einem oxidierenden Brennprozess. Schließlich ist noch eine glasierte Randscherbe zu nennen, die sich im Sand fand. Sie ist in die frühe Neuzeit zu datieren.
Wie bereits vermutet, wird das Dach der alten Kirche eines aus Ziegeln vom Schema Mönch-Nonne und nicht, wie es Hamelmann äußerte, aus Kupfer bestanden haben. Derartige Dachziegelbruchstücke fanden sich mehrfach im Aushub des Grabens. Die rote Dachziegelfarbe lässt auf eine oxidierende Brennweise schließen. Das Innere war jedoch i.d.R. gänzlich grau, was auf einen Brennprozess unter Sauerstoffabschluss (reduzierende Brennweise) schließen lässt. Demnach wurde beim Brennen der Ziegel erst am Ende des Vorgangs gezielt Sauerstoff zugeführt.
Ein im Ostteil der Kirche über den Fenstern sekundär vermauerter, kreuzförmiger Backstein wurde auch im Graben der nördlichen Mauer gefunden. Dabei fällt dort neben der besonderen Form auch eine mittig angebrachte Mulde auf, die erst nach dem Brand des Ziegels eingeschlagen worden ist. Möglicherweise war der Stein Bestandteil eines Fenstergewändes oder Pfeilers.
Die Fundstücke können im Foyer des Gemeindehauses an der Friedrichstraße besichtigt werden.
Kreuzförmiges Backsteinbruchstück
Dachziegelbruchstück
ein weiteres Dachziegelbruchstück
ein geschmiedeter Riegelhaken
Vermessungsplan mit eingepflegtem Kirchengrundriss
[1] Quelle: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Herzogtums Oldenburg - IV. Heft, Seite 77
[2] Quelle: Fa. denkmal3d - Untersuchungsbericht - Projekt Nr.: 00017/12
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