Marienkirche Wardenburg

Restaurierung der Marienkirche im Innenbereich

Endlich geht es los

Es ist ein langer Weg, den der Gemeindekirchenrat gehen musste. Nun können wir den nächsten großen Schritt machen. Nach der Sanierung der Friedhofsmauer, der Außensanierung der Kirche kommen wir nun zu dem Herzstück, dem Innenraum unserer Marienkirche.

Eine lange Zeit der Vorbereitung liegt hinter uns, in der wir aber auch viele Entdeckungen an unserer Kirche machen konnten. Die vielen Umbauten, die Frage nach der ursprünglichen Gestalt, die Beschädigungen im dreißigjährigen Krieg und schließlich die Funde des Hochaltars auf dem Dachboden. Immer wieder stießen uns unverhoffte Fundstücke auf die Geschichte der Kirche. Viele interessante Details kamen da zutage. Wir werden sie auf unserer Homepage dokumentieren und Sie daran teilhaben lassen.
Nun wollen wir mit der Innensanierung starten:

Wir werden in einem ersten Schritt die "Äußeren Gegebenheiten" sanieren. Dazu gehört eine neue, körpernahe Heizung, die Elektrik die komplett erneuert werden muss und einige Arbeiten am inneren Mauerwerk. Es handelt sich also erst einmal um Veränderungen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zu erkennen sein werden. Aber sie sind die Grundlage um den Kirchenraum auch in Zukunft gut nutzen zu können. Dieser erste Schritt wird einige Monate in Anspruch nehmen. So werden wir ab Anfang Mai, nach den Konfirmationen mit den Maßnahmen beginnen und hoffen, im Herbst, vor der Adventszeit damit fertig zu werden. In dieser Zeit kann die Kirche nicht für Gottesdienste genutzt werden, so dass wir den sonntäglichen Gottesdienst dann im Gemeindehaus feiern. Für Trauungen und andere besondere Gottesdienste stehen uns die Benthullener Kirche und die Matthäus-Kirche in Hundsmühlen zur Verfügung.

Weihnachten werden wir dann hoffentlich in einer gut geheizten und technisch auf dem neusten Stand gebrachten Kirche feiern können. Danach wollen wir uns an den zweiten Schritt wagen, indem es um die innere Gestaltung der Kirche geht. Dabei wollen wir einige der gefundenen historischen Elemente wieder zur Geltung kommen lassen. Wir haben uns viel vorgenommen. Unterstützt werden wir dabei von unserer evangelischen Kirche in Oldenburg. Aber auch wir als Kirchengemeinde müssen einen beträchtlichen Eigenanteil leisten. Wir hoffen dazu auch weiterhin auf Ihre Unterstützung. Wir werden den Spenderinnen und Spendern dazu anbieten, einzelne Elemente der Sanierung zu übernehmen und dies natürlich auch in der Kirche dokumentieren.
Wir freuen uns, dass wir nun diesen nächsten wichtigen Schritt machen können, damit die Marienkirche auch weiterhin ein einladender Kirchraum und die Seele unserer Gemeinde bleibt.

Restauratorische Voruntersuchungen in der Marienkirche in Wardenburg

Am 10.06.2013 wurde in der Marienkirche in Wardenburg eine Voruntersuchung, für die geplante Restaurierung der Innenräume, von Frau Sybille Popken durchgeführt. Frau Popken ist Restauratorin für Gemälde und Wandmalereien in Elsfleth.
Nach einem ersten Ortstermin in der Marienkirche am 21.02.2013 wurde Frau Popken am 19.03.2013 über das Architekturbüro Angelis & Partner von der Kirchengemeinde Wardenburg beauftragt, die Inventarstücke des Innenraums zu untersuchen und die historischen Farbbefunde zu dokumentieren.

Kanzel im derzeitigen ZustandSeit der letzten Restaurierung, die in den Jahren 1958-1960 unter der Mitwirkung des Kirchenmalers Hermann Oetken stattfand, befindet sich die Kanzel an der Südwand und ist über eine geschwungene Treppe zu begehen.
Vom abgebauten Kanzelaltar sind die beiden Pilaster[1] und Kapitelle, zur Gemeinde hin sichtbar, in den Kanzelfuß integriert; die rückwärtigen Pilaster sind stilisiert.
Die Achse der unteren vorderen Pfeiler wird aufgenommen von den über Eck zwischen den Kassetten angeordneten vorgewölbten Pilastern des Kanzelkorbes.
Das Eichenblattornament ist mit Rahmenmasse aufgesetzt.
Der aus dem Jahr 1793 stammende Schriftaltar wurde um das Jahr 1840 in einen Kanzelaltar umgearbeitet.

Vom Kanzelaltar um das Jahr 1840 sind zwei historische Fotos erhalten:
Innenraum 1840

Altar 1840

Von der einst umlaufenden Empore ist nach den Restaurierungsarbeiten 1958/60 eine L-Form mit 12 Kassettenfeldern an der Westwand (Orgelempore) und 30 Kassettenfeldern im Norden mit einem Abschluss von 7 Kassetten zum Chorbereich übriggeblieben.

Die Empore ruht auf 8 Eisenstützen zum Kirchenraum hin und einer zweiten Reihe unter der Orgelempore mit 4 Pfeilern. Die tragenden Balken liegen in der Innenschale auf.

Die Stützen setzen sich zusammen aus zwei Vierkantstangen, die auf mittlerer Höhe und unter den als stilisierten Ranken geschmiedeten Kopfbändern durch ein umlaufendes Bandeisen zusammengefasst werden. Als oberer Abschluss verläuft ein waagerechtes Eisenband mit kleiner Endverzierung, das am tragenden Gebälk befestigt ist.

Die Empore ist rückwärtig an jedem zweiten senkrechten Rahmenbrett mit Eisenbändern an den tragenden Balken befestigt und die jeweils vier Verkittungen über den Bolzenköpfen der Verschraubung zeichnen sich auf der Vorderseite dunkel ab.

Deutlich wird dies auf der folgenden Abbildung.
Kirchenschiff

Die 1737 vom Orgelbauer Johann Dietrich Busch aus Itzehoe gebaute Orgel wurde im 19. Und 20. Jh. einige Male in der Stimmung und Disposition verändert.
Erhalten geblieben sind der barocke Orgelprospekt und die seitliche Rahmung des Unterbaus.
Der mittlere Teil des Unterbaus mit den Lamellen, Abdeckungen der Register und Manualen ist aus neuerer Zeit.
Die Orgelpfeifen sind in drei Türmen und vier halbhohen Feldern angeordnet. Der mittlere 5-seitige Bass-Turm überragt das gekröpfte Gesims, mit dem die dreieckigen seitlichen Türme und die mittleren Felder im Abschluss zusammengefasst werden.
Die Einfassungen der Orgelpfeifen, seitlichen Abschlüsse der Türme und deren Bekrönung sind als Schleierwerk ausgeführt.
Nach unten schließt der Orgelprospekt mit einem durchlaufenden gekröpften Gesims und quer darunter liegendem Brett ab.
Der Unterbau verjüngt sich um die darunter befindliche seitliche Wulst.
Das Orgelgehäuse ist aus Eichenholz gefertigt. Für die vertikalen Gliederungselemente zwischen den Pfeifen wurde Nadelholz verwendet und das Schleierwerk ist aus Lindenholz geschnitzt.

Orgel

Untersuchung der auf dem Dachboden gelagerten Inventarstücke:

DachbodenIm Rahmen der anstehenden Restaurierung der Marienkirche wird angedacht, einige der auf dem Dachboden ausgelagerten Inventarstücke wieder in den Kircheninnenraum zu integrieren und somit zum Erhalt der Formenvielfalt beizutragen.
Beim Ortstermin am 16.05.2013 wurde in Erwägung gezogen, diese beiden Brüstungsteile, die aus einer älteren Ausstattung der Marienkirche stammen könnten, zu restaurieren und gesondert z.B. an einer Wandfläche auszustellen.



Untersuchung des Kriegerdenkmals von 1870/71:

KriegerdenkmalDas Denkmal an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 an der Südwand ist ursprünglich aus hellem französischem Sandstein gefertigt und wurde zweimal überfasst.

Bei den untersuchten Stücken des Kircheninventars wurden mit Ausnahme des Kriegerdenkmals unter der heute sichtbaren Farbfassung drei bis vier weitere Fassungen gefunden.
Vor der Entstehung des Schrift-/Kanzelaltars sind kräftige Farben zur Gestaltung des Innenraums verwendet worden. An der Orgel wurde dunkles Grün und leuchtendes Orange gefunden und an weiteren Inventarstücken auf dem Dachboden ebenfalls dunkles Grün und rote und braune Farbtöne.
MarienfigurDie klassizistische Fassung ist in Weiß und hellem Grau mit goldfarbenen Akzenten gehalten. Sie kann als erste Leitschicht bezeichnet werden, weil sie sich auf allen untersuchten hölzernen Inventarstücken wiederfindet.
Mit Ausnahme des Altars und der Orgel war die historistische Fassung der Kircheneinrichtung eine Holzimitation mit dunkler abgesetzter Kanzel und horizontal verlaufender Leisten.
Aus dem ersten Drittel des 20.Jh. stammt die nachfolgende Fassung, die in zwei rustikalen grünen Farbtönen gehalten ist.
Ein Kontrapunkt zur heutigen Fassung von Hermann Oetken wird gesetzt von der Farbigkeit der Chorfenster im Osten und dem Blau des Mantels der Marienfigur im Westen.

Finanzierung der Innenrenovierung

Die Innenrenovierung der Marienkirche ist von der Kirchengemeinde allein nicht zu finanzieren. Dennoch halten der Gemeindekirchenrat und die Fachabteilung für sakrale Bauten in der Zentralen Dienststelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg die Maßnahme für dringend notwendig, da sie einerseits die unverzichtbare Sanierung und Verbesserung der Heizungsanlage als auch der Elektrik beinhaltet, andererseits den Kirchraum für die gottesdienstliche Nutzung wieder ansprechend und angemessen wirken lässt. Die dabei wieder integrierten historischen Elemente dokumentieren auch die Geschichte Wardenburgs und sind damit Teil des gemeindlichen Gedächtnisses.

Aus diesem Grund wurden auch Zuschussanträge gestellt, die der Kirchengemeinde helfen sollen die Maßnahme zu bewältigen, die ein Gesamtvolumen von annähernd 400.000€ hat. Durch die Unterstützung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg wird ein großer Teil der Kosten übernommen. Von zwei weiteren möglichen Zuschussgebern sind die Anträge noch nicht beschieden worden. Der Kirchengemeinde fehlen im April 2016 zusätzlich zu den beantragten Zuschüssen noch ca. 65.000€, für die Spenden erbeten werden.

Wie schon bei der Außenrenovierung der Marienkirche, und auch beim Bau der Matthäus-Kirche, sind wir auf die Mithilfe unserer Gemeindeglieder angewiesen und auf Unterstützung durch Spender und Spenderinnen über die Grenzen Wardenburgs hinaus, die uns helfen die anspruchsvolle Maßnahme zu bewältigen.

Da es sich um eine außergewöhnliche Maßnahme handelt, möchten wir auch außergewöhnliche Möglichkeiten eröffnen unsere Maßnahme zu unterstützen:
Wir möchten Ihnen die Möglichkeit geben, gezielt zu einzelnen Elementen der Revovierung Spenden zu geben. Die Namen der Spender sollen am Objekt oder in der Nähe des Objektes unaufdringlich dokumentiert werden. Die Spender bekommen eine Urkunde und den Hinweis auf den Ort der Erwähnung.

Im Folgenden listen wir die einzelnen Kostenpunkte auf. Mit wachsender Spendenbereitschaft, werden wir alle die Punkte löschen, die bereits finanziert sind. Auf diese Weise lassen wir Sie am Fortschritt der Renovierung teilhaben.



[1] Der Pilaster ist ein in den Mauerverbund eingearbeiteter Teilpfeiler, der auch als Wandpfeiler bezeichnet wird. Er kann tragende statische Funktion haben, muss diese aber nicht besitzen. - Sein vornehmlicher architektonischer Zweck ist die vertikale Gliederung von Außen- oder Innenwandflächen. - Quelle: Wikipedia




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